Erkrath: Bürgerversammlung zu Flüchtlingen

Heute war die Bürgerversammlung in Erkrath über die aktuelle Unterbringung der Flüchtlinge und was in Zukunft geplant ist. Vorweg: Die knapp eineinhalb Stunden waren sehr interessant, am Mittwoch soll es eine inhaltsgleiche Veranstaltung auch in Erkrath-Hochdahl geben. Hier die Infos:

Was es zu sehen gab

Nach einer Ansprache des Bürgermeisters stellten der Sozialdezernent mit seinen Mitarbeitern die Arbeit der Stadtverwaltung vor. Danach erzählte die Diakonie-Angestellte der Flüchtlingsberatung von ihrer Arbeit, der Freundeskreis für Flüchtlinge Erkrath erzählte von seiner Gründungsgeschichte und wie ihre Arbeit heute aussieht. Anschließend stellte der Geschäftsführer von Planetvalue die Plattform fluechtlingshilfe-erkrath.de vor, zum Schluss gab es dann für Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Das sind die Fakten

Erkrath hat seine Quote bei den Zuweisungen erfüllt, nun herrscht eine Pause bis ca. Mitte März. Ab dann ist es möglich, dass auch Erkrath wieder neue Flüchtlinge vom Land NRW zugewiesen bekommt. Derzeit gibt es sieben „Übergangsheime“ und Wohnungen. Zwei der Unterkünfte werden von der Diakonie betreut, zwei andere von der Stadt Erkrath, sowie vier von den ehrenamtlichen Helfern des Flüchtlingskreises (ja, eine Unterkunft wird doppelt betreut).

Etwa 45 Prozent der Flüchtlinge in Erkrath stammen aus Syrien, rund 20 Prozent der Flüchtlinge stammen aus „sicheren Herkunftsländern“ und haben somit wenig Chancen auf Asyl. Dazu hat die Stadt Erkrath bisher 22 unbegleitete Minderjährige aufgenommen, welche von verschiedenen Trägern betreut werden. Aktuell gibt es fünf Deutsch-Sprachkurse. Die Stadt wird bei ihrer Organisation auch durch einen interkulturellen Berater beraten.

Auch das Thema Abschiebung wurde angerissen: Hiermit hat die Stadt Erkrath selbst wenig zu tun. Wenn eine Abschiebung entschieden worden ist, wird diese durch die Polizei durchgeführt, lediglich der Hausmeister der Unterkunft ist dabei. Mitarbeiter der Stadt gehen hinterher nur nachsehen, ob noch Wertgegenstände zurückgelassen worden sind, welche dann an ihre Eigentümer zurückgegeben werden sollen. Auch auf das Asylverfahren kann die Stadt keinen Einfluss nehmen.

Die Zukunft

Für die Zukunft ist folgendes von der Stadt Erkath geplant bzw. in Planung:

  • Die ehemalige Albert-Schweitzer-Schule an der Freiheitstraße wird umgebaut und erweitert, dort sollen zukünftig rund 200 Flüchtlinge Platz finden.
  • Am Klinkerweg soll ein Container für 30-40 Flüchtlinge entstehen, hier ist jedoch noch nichts entschieden. Die Stadt wartet derzeit noch auf die Kosten, welche dann im Stadtrat besprochen werden. Erst wenn es grünes Licht gibt wird es von der Stadt Erkrath dazu eine offizielle Information geben – Bürgermeister Christoph Schultz (CDU) betonte, dass er möchte, dass die Bürger von der Stadt nur die Wahrheit und keine Spekulationen erfahren.
  • Am Steinhof soll eine Unterkunft mit 60 Plätzen entstehen, wahrscheinlich im Sommer diesen Jahres.

Zusätzlich sucht die Stadt Wohnungen, diese werden grundsätzlich aber nur für anerkannte und geduldete Flüchtlinge vergeben. Generell will die Stadt Erkrath versuchen, dass alle von aktiven Schulen genutzten Sporthallen weiterhin von Schulen und Vereinen genutzt werden können – dies ist bislang, teilweise auch recht knapp, noch gelungen. Außerdem soll es mehr Deutsch-Kurse geben.

Die Hilfsplattform

Die neue Plattform fluechtlingshilfe-erkrath.de ist dafür gedacht, die große Hilfsbereitschaft besser zu bündeln. Dort kann man sich registrieren und auf der Website und einer App immer mal wieder nachsehen, für welche Projekte gerade Hilfe benötigt wird. Die Erfahrung des Flüchtlingskreises haben nämlich gezeigt, dass es effektiver ist, wenn die Organisation selbst sagt, was sie benötigt, anstatt die vielen Bewerbungen von Freiwilligen zu sichten – dafür fehlt einfach die Zeit.

Wie das ganze funktioniert ist in diesem Video zu sehen, was auch vorgeführt wurde:

(Direktlink)

Das Publikum

Auffallend war, dass das Publikum überwiegend im mittleren Alter und höher war – Jugendliche und jüngere Erwachsene waren nur vereinzelt vertreten. Etwa 150 Personen waren awesend. Einige hatten sich Stift und Papier mitgenommen, um fleißig mit zu schreiben. Auch hier zeigte sich, dass die Stimmung unter der Bevölkerung in Erkrath überwiegend positiv ist: Die Veranstaltung verlief friedlich, auch verbal lief es erstaunlich ruhig ab.

Bei den meisten der in der letzten halben Stunde der Veranstaltung gestellten Fragen hatte ich auch das Gefühl, dass die Leute tatsächlich Sachen wissen wollten. Die eine oder andere Panikfrage gab es aber auch, so hatte zum Beispiel eine Frau Angst, dass deutschsprachige Kinder benachteiligt wären, wenn in ihrer Klasse Flüchtlingskinder integriert werden, denen Deutsch noch beigebracht werden müsse. Während der Sozialdezernent lediglich zu Protokoll gab, dass er noch von keinerlei Problemen dabei gehört habe, konterte eine Lehramtsstudentin, dass eine solche Integration gerade bei Kindern gegen Vorurteile hilft. Dafür gab es dann auch Applaus.

Insgesamt bin ich schon froh, dass es in Erkrath so gut läuft.

UPDATE (23.02. / 17:00 Uhr): Einen Tag später kündigt Bürgermeister Schulz an, dass „nichts mehr gegen den Klinkerweg“ spreche, die Entscheidung sei für den Container gefallen. Damit dürfte der zweite Termin in Hochdahl morgen auch zur Beruhigung der dortigen Anwohner dienen.

UPDATE (24.02. / 18:00 Uhr): Nachdem es gestern nur einen kurzen Bericht bei der RP gab ist nun auch ein längerer Bericht in der RP und in der WZ erschienen. Demnach gibt es neun statt sieben Unterkünfte in Erkrath, drei werden von der Stadt betreut. Interessanter Weise hat die RP auch bereits mit drinstehen, dass die Container am Klinkerweg kommen werden, bei der WZ hingegen fehlt dieses Update.

UPDATE (25.02. / 21:20 Uhr): Beim Lokal Anzeiger gibt es einen Artikel zur zweiten Veranstaltung in Hochdahl. Dort ist wieder von sieben Unterkünften die Rede. Auch diese Veranstaltung schien wohl ruhig gelaufen zu sein.

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