Sozial behindert: Die Ärzte

Gestern, 6. November 2012, gegen 20:30 Uhr im ISS Dome Düsseldorf: Die Ärzte betreten die Bühne, nach dem Intro starten sie mit „Die Besten“ durch. Satte drei Stunden spielen Bela, Farin und Rod vorallem ältere Songs wie „1/2 Lovesong“, „Für Immer“, „2000 Mädchen“, „Angeber“, „Kamelralley“, „Wie es geht“ und „Manchmal haben Frauen“. Von der aktuellen Platte waren weniger Songs als bei der ersten Tour in 2012 dabei, darunter „Tamagotchi“, „Ist das noch Punkrock?“, „Angekumpelt“, „Fiasko“, „Bettmangnet“ und „zeiDverschwÄndung“.

Nach gefühlt jedem dritten Lied wechselte Bela die Drumsticks und schmiss die „alten“ Sticks ins Publikum. Natürlich gab es auch wieder flotte Sprüche und lustige Ansagen. Gleich zu Beginn lästerte Farin über die Sitztribüne:

Farin: Wir sind eine behindertenfreundliche Band und Behinderte dürfen bei uns jederzeit sitzen. Manche sind körperlich behindert, manche sind auch einfach nur sozial behindert. Der Rest darf sich aber ruhig hinstellen, so ist es nicht.
Bela: Und damit hat Farin Urlaub schon die Überschrift für den morgigen Zeitungsartikel geliefert: ‚Sozial Behindert: Die Ärzte‘.

Anschließend sagte Farin, dass wenn man nur „facebooken“ will, man sich in die Gänge setzen sollte, aber nicht ins Publikum. Eine Frau, die später rief, dass sie ihre Unterhose verloren hatte, belehrte Farin:

Die Dame in gelb hat ihren Schlüppa verloren. Das Problem ist, man kommt nicht mit einem Schlüppa zum Ärzte-Konzert. Hoffe, du hast draus gelernt. BH ja, zum Werfen, aber Schlüppa, ne-ne.

Auch Bela B. war in guter Sprüche-Stimmung, der sich in die Sache einklingte und zu bedenken gab, ob die Dame nicht vielleicht Krankheiten hätte. Beide entschuldigten sich aber auch direkt, dass sie Witze auf ihre Kosten machten – so sozial sind die Ärzte eben doch. Später fragte Bela B. hinsichtlich des Abstieges des FC Köln und des Aufstieges von Fortuna Düsseldorf:

Liebe Kölner, wie fühlt es sich an, in einer Erstligastadt zu sein?

Es gab noch viele weitere lustige Ansagen, auch der eher ruhigere Rod lieferte den ein oder anderen Spruch. Das Publikum machte auf Anweisung von Farin eine Scheren-Laola und die Ärzte gaben in insgesamt drei Blöcken Zugaben, nachdem sie sich nach etwa eineinhalb Stunden das erste Mal verabschiedet hatten.

Am Ende kamen noch Kuddel und Vom von den Toten Hosen auf die Bühne, zu fünft spielten sie „Schrei nach Liebe“. Bela B. gab zum Schluss gegen halb zwölf noch den „völlig überraschenden“ Sieger der US-Wahl bekannt: Chuck Norris.

Während die Ärzte super waren, war das drumherum ein bisschen chaotisch: Die Gwendoline-USB-Sticks mit dem Mitschnitt des Abends waren schon vor der Vorband ausverkauft, ebenso waren die Tour-T-Shirts ziemlich schnell weg – obwohl in den Tribünen-Blöcken teilweise große Lücken klafften, ausverkauft war das Konzert nicht.

Einen USB-Stick konnte ich dennoch ergattern, weil beim Vorverkauf 200 Sticks zurückgehalten wurden. Somit bin ich im dritten Zugabe-Block kurz raus und hatte noch die freie Farbwahl, den Gwendoline-USB-Stick aus Gummi gibt es in blau, gelb, rosa und grün.

Die Vorband „Dampfmaschine“ war noch schlechter als K.I.Z. in Oberhausen, was neben dem Gesang wohl auch daran lag, dass die Jungs nichtmal T-Shirts trugen. Auch das übrige Publikum war eher verhalten und klatschte, als Dampfmaschine ihr letztes Lied ankündigten. Vorbands sind wie die Werbung vor einem Kinofilm: Man will sie nicht, aber es geht nicht früher los.

Insgesamt war der Abend aber klasse und ich bin sehr zufrieden, die 40 Euro haben sich gelohnt. Gegenüber der ersten Tour in 2012 fand ich diese Setlist etwas besser.

2 thoughts on “Sozial behindert: Die Ärzte

  1. Ich sehe, Du hattest kein Hardcover-Ticket.

    Man merkt, dass Du eher entspannter Ärzte-Sympathisant als fanatischer „Oh mein Rod, Farin hat mich angeguckt, werde mir nie wieder die Augen waschen!“-Fan bist.

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