Weltenbummler

„Morgen bin ich hier weg“, sagt der Mann in der U-Bahn. Ich schätze ihn auf um die 50 Jahre, in der Hand hält er die Leine seines ausgewachsenen Hundes. Ihm gefalle es in Deutschland nicht, er will weiterreisen. Die beiden Frauen, die sich gerade zu ihm gesetzt haben und mit ihm ins Gespräch kamen, schauen ihn verwundert an.

„Ich habe schon überall gelebt. In Italien, Frankreich, immer hat es mich weitergezogen.“ Er betont, er habe „nicht Urlaub gemacht“, sondern immer mehrere Jahre in dem jeweiligen Land gelebt. „Sechs Sprachen kann ich fließend sprechen, damit kann ich mich auf der ganzen Welt verständigen.“ Die Frauen nicken und eine sagt, dass sie auch fließend Englisch sprechen kann.

„Nee, mit Englisch kommen Sie in Frankreich aber nicht weit. Und in Italien auch nicht, das ist dort überall nicht so eine Weltsprache wie bei uns.“ Wenn man dort Englisch sprechen würde, bekomme man von den Leuten nur Achselzucken als Antwort, erklärt er. Die andere Frau stimmt ihm zu, sie war auch schon länger in Italien und kann etwas italienisch. Daraufhin gibt er einen italienischen Satz zum Besten.

Dann sagt er: „Ich bin nirgendwo zu Hause. Ich bin ein richtiger Globetrotter, ein Weltenbummler.“ Während ich dem Gespräch lausche staune ich über diese Haltung, die so anders ist als die typische Sesshaftigkeit in unserem Leben. Mit dem Typen könnte man wunderbar podcasten. Der hat sicherlich viel zu erzählen.

Jetzt bleiben noch viele Fragen offen. Wo ist er hingefahren? Warum hält es ihn nie lange in einem Land? Wie sorgt er für seinen Lebensunterhalt? Wie malt er sich seine Zukunft aus, wenn er vermutlich keine Altersvorsorge hat? Oder hat er vielleicht früher viel verdient und kann es sich leisten, durch die Welt zu reisen?

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